Hüten mit den Australian Shepherds
Australian Shepherds sind ausgezeichnete Hütehunde und werden auch heute noch in den USA (vereinzelt auch in Europa) für die Arbeit mit Schafen und Rindern eingesetzt. Dies ist die Aufgabe für die sie eigentlich gezüchtet wurden und sie absolvieren sie mit großem Eifer und Freude an der Arbeit. Die typischen Verhaltensweisen eines Hütehundes sind angeboren und werden vom Menschen noch weiter in die von ihm gewünschten Bahnen gelenkt. Die Instinkte des Hütehundes ähneln jenen des jagenden Wolfes, der Hütetrieb unserer Hunde leitet sich vom Hetztrieb des Wolfes ab. Im Wolfsrudel verhindern die Mitglieder des Rudels das Weglaufen des Beutetieres durch Umkreisen. Sie treiben das Beutetier einem geeigneten, starken Wolf zu, der die Beute dann schlussendlich tötet. Dieses Verhalten hat sich der Mensch zu Nutze gemacht. Durch Selektion wurde erwünschtes Verhalten weiter verstärkt. Der Beutetrieb ist bei Hütehunden soweit vermindert, dass es nicht mehr zum abschließenden Töten kommt.
Dieser angeborene Instinkt äussert sich beim Hueten in einem entweder sammelnden oder treibenden Trieb. Der sammelnde Trieb drückt sich in dem Verhalten des Hundes aus, die Herde zu umkreisen und letztendlich eine Position gegenüber dem Hüter zu finden und diesem die Herde zuzutreiben. Im Gegensatz dazu steht der treibende Trieb bei welchem sich der Aussie zwischen dem Hüter und die Herde bringt und die Herde auf diese Weise vom Hüter wegtreibt.
Welcher der beiden Triebe im Hund überwiegt offenbart sich zumeist nach den ersten Hüteerfahrungen. Es ist aber auch möglich dass bei einem unerfahrenem Hund beide Triebe gleich stark ausgeprägt erscheinen. Hüteerfahrung und das Älterwerden des Hundes lassen dann aber oftmals den stärker ausgeprägten Trieb erkennen.
Zeigt ein Hund bei seinen ersten Hüteerfahrungen keinerlei Interesse oder Anzeichen für einen der oben genannten Triebe, befindet sich aber bereits in erwachsenem Alter, so kann der Hüter durch Ermutigung und Bestärkung seines Aussies dessen Hüteinstinkt durch wiederholte Versuche und Geduld zu Tage bringen.
Von großer Bedeutung ist dass die ersten Hüteversuche des Hundes positiv verlaufen. Eine leicht zu hütende, erfahrene kooperative Herde kommt diesem sehr entgegen.
Hunde mit ausgeprägt treibenden Trieben werden oftmals eingesetzt um Herden zu bestimmten Plätzen oder Durchgängen zu treiben. Am arbeitsidealsten und vielseitigsten einsetzbar ist aber jener Aussie, welcher sowohl das Sammeln als auch das Treiben beherrscht. Beginnst Du mit deinem Aussie zu hüten, so liegt der Schwerpunkt anfänglich beim Sammeln der Herde. Gelingt dieses gut wird das Training zum Treiben hin erweitet.
Die Grundvoraussetzungen, welche der Hund beherrschen sollte, bevor er zu hüten beginnt, sind die Basiskommandos „Komm“, „Platz“ und „Bleib“. Viel mühsame Unterweisung bleibt sowohl dem Hund als auch dem Hüter erspart, wenn der Hund als Welpe bereits mit den Hütegrundbefehlen
„watch them (=pass auf / oder: konzentriere dich auf dieses einzelne Tier)“
„go by (the clock) (= Bewegung des Hundes im Uhrzeigersinn)“
„away to me / way to (the clock) (=Bewegung des Hundes entgegen dem Uhrzeigersinn)“, „steady (=langsam)“,
„back out ( weg / raus mit Dir)“,
„walk on (=gehe weiter, bewege dich vorwärts)“,
„skit a hold (=fass)“,
„that´ll do (=lass es uns gut sein / genug gehütet)“
vertraut und bekannt gemacht wird. Diese (oder ähnliches) sind die international grundlegend gängigen Hütebefehle. Es ist natürlich jedem freigestellt, ob er diese oder eigene Kreationen verwenden möchte. Wichtig ist einzig und allein, dass immer dieselben Befehle für bestimmte erwünschte Verhalten des Hundes verwendet werden.
Obwohl mancher Aussie im Alter von 6 Monaten bereits sehr starkes Interesse am Hüten zeigt, so ist in diesem Alter die Konzentrationsspanne doch noch relativ gering und das Selbstvertrauen meistens noch nicht so stark ausgebildet wie einige Monate später.
Das Spiel steht noch im Vordergrund. Enten als zu treibendes Vieh sind in diesem Alter ideal, da sie den Welpen nicht überforden und sehr sensibel auf Bewegungen des Hundes reagieren.
Der Welpe sollte aber nie mit den Enten allein gelassen werden, da das „Spiel“ für die Enten sonst unbeabsichtigt etwas ungesund enden könnte. Gelegentliche kurze Hüteeinheiten, in welchen der junge Hund die Möglichkeit hat das Vieh kennenzulernen, sind möglich, aber das offizielle Training sollte warten bis der Hund ca. ein – bis eineinhalb Jahre alt ist; Auch aus dem Grund um den entstehenden Druck standhalten zu können.
Ein erfahrener Hüter kann von vorneherein mit viel Fingerspitzengefühl schlechte Angewohnheiten vermeiden und einen stürmischen Hund nicht ausser Kontrolle geraten lassen. Enten und Schafe reagieren zumeist um einiges sensibler und flüchtiger auf Hüteverhalten des Hundes als zum Beispiel Rinder. Dementsprechend passt der Aussie seinen Hütestil an, je nachdem welches Vieh er hütet. Ein erfahrener Hund wird es durch ein Minimum an Druck, sei es durch Anstarren, Näherkommen, Bellen oder schlußendlich ein Zwicken in die Fesseln, versuchen zu hüten.
Darf und kann ein Aussie verschiedenes Vieh hüten, so ist besonders seine Fähigkeit eigenständig zu handeln und „mitzudenken“ gefragt. DEN Hütestil schlechthin gibt es bei Aussies nicht. So unterschiedlich jeder in seinem Aussehen und Temperament ist, so unterschiedlich sind auch die Hütestile. Aber wie auch immer dieser sein mag, gewisse Faktoren sind grundlegend fürs Hüten von großer Bedeutung:
– starkes Interesse an der Herde mit anhaltendem Hüteinstinkt
– ausgelotetes Temperament
– der Wille dem Hüter zu gefallen
– Fähigkeit unabhängig Initiative zu ergreifen
– Courage
– Geduld
– Fähigkeit Situationen einzuschätzen
– und körperliche Stimmigkeit
um das oberste Ziel, die Herde effizient und mit einem Minimum an Stress und Aufwand hüten zu können.
Hat man mit seinem Aussie erst einmal das Hüten für sich entdeckt so ist es an gegenseitiger Freude, Lernprozessen, Spass und Fitness fast unschlagbar!
(Quelle: Leni Fries)